Die Qualitätsregelkarte – Fehler erkennen bevor sie großen Schaden anrichten

Qualitätsregelkarte Abbildung2

Haben Sie manchmal auch das Problem, Fehler erst zu erkennen, wenn es bereits zu spät ist? Besonders bei wichtigen Prozessen, können schon kleine Fehler zu unangenehmen Folgen führen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein Freund von mir hat sich vor kurzem seine Küche neu einrichten lassen. Alles ist soweit gut gelaufen. Die Beratung war hervorragend und die Planung gut auf seine Wünsche abgestimmt.

Doch dann – beim Aufbau der Küche – wurde seine Vorfreude und Begeisterung getrübt.
Die Küchenplatte passte nicht zwischen Kühlschrank und Wand. Sie war etwas zu lang. Die Granitplatte konnte aus technischen Gründen auch nicht vor Ort gekürzt werden und musste zurück in die Werkstatt. Für ihn hieß das, ein neuer Termin mit den Handwerkern und längere Wartezeit auf die schon sehnlich erwartete Küche.

Für den Tischler ist die Situation aber weit schlimmer. Der neue Transport der langen Tischplatte – hin und retour, die zusätzlichen Arbeitszeiten seiner Mitarbeiter und der Unmut eines Kunden werden ihn viel Zeit, Geld und Nerven kosten. Zum Glück war sie nicht zu kurz, dann wären auch noch zusätzliche Materialkosten angefallen.

Hätte der Tischler eine Qualitätsregelkarte gehabt, wäre ihm das nicht passiert. Der Aufwand dieses Kontrollinstruments hätte sich allemal ausgezahlt.

Was kann die Qualitätsregelkarte für Sie tun?

Wichtige Prozesse sind meistens gut geplant und Mitarbeiter ausreichend darauf geschult. Dennoch kommt es zu kostspieligen Fehlern.
Die Qualitätsregelkarte warnt Sie frühzeitig, damit diese Fehler gar nicht erst kostspielig werden. Sie zeigt Ihnen auf, wenn

  • sich Verschleißteile oder Werkzeuge abnutzen,
  • sich Ungenauigkeiten in die Routine der Tätigkeit einschleichen,
  • Maschinen neu kalibriert werden müssen
  • oder ähnliche Fehler passieren.

Und das, bevor sich diese Fehler zu stark auf das Endprodukt oder die Endleistung auswirken. Sie sparen viel Zeit und Geld.

3 Fragen zur Vorbereitung für die Qualitätsregelkarte:

Qualitätsregelkarte Tabelle

5 Schritte der Qualitätsregelkarte im ständigen Kreislauf

  1. Erstellen Sie die Qualitätsregelkarte
    Erstellen Sie ein Verlaufsdiagramm (Näheres hier), wobei auf der horizontalen Achse die Stichproben und auf der vertikalen Achse die Höhe und Richtung der Abweichung eingetragen werden. (Abbildung 1)
    Qualitätsregelkarte Abbildung1Tragen Sie folgende Werte als horizontale Linien in Ihre Qualitätsregelkarte ein.

    • Zielwert – Diesen Wert streben wir für unseren Prozess-Schritt an.
      0mm Abweichung von der Plan-Länge
    • Obergrenze – Diese darf nie überschritten werden.
      5 mm zu lang- Das Brett darf nie länger als 5 mm sein, weil es sonst nicht passt. Es muss von der Baustelle wieder zurück in die Werkstatt gebracht und gekürzt werden.
    • Untergrenze – Diese darf nie unterschritten werden.
      5 mm zu kurz – Das Brett darf nie kürzer als 5 mm sein, weil es sonst durchrutscht. Ein neues Brett muss zugeschnitten werden.
    • Obere Eingriffsgrenze – Wenn die Messungen diesen Wert erreichen, müssen wir handeln, um Schlimmeres zu verhindern.
      4,5mm zu lang
    • Untere Eingriffsgrenze – Wenn die Messungen diesen Wert erreichen, müssen wir handeln um Schlimmeres zu verhindern.
      4,5mm zu kurz
  2. Messen Sie regelmäßig Stichproben
    Wir messen pro Arbeitstag 5 Bretter vor Auslieferung bezüglich ihrer Länge ab und tragen in eine Stichprobenliste den Messzeitpunkt und die Messwerte ein.
  3. Tragen Sie die Stichprobenwerte regelmäßig in Ihre Qualitätsregelkarte ein
    Abbildung 2
    Qualitätsregelkarte Abbildung2
  4. Beobachten und interpretieren Sie den Verlauf der Stichproben regelmäßig
    Anfangs sind die Zuschnitte der Bretter innerhalb der Eingriffsgrenzen, aber sie werden immer ungenauer.
  5. Setzen Sie Maßnahmen zur Korrektur
    Analysieren Sie, wodurch Ungenauigkeiten entstehen. Machen Sie einen eventuell notwendigen Systemcheck und korrigieren Sie den Fehler.
    Bereits zum eingezeichneten Zeitpunkt X sollten Sie eingreifen, sonst verläuft die Kurve weiter wie in unserem Beispiel und es kommt zu teuren Fehlern.
    Mögliche Ursache: Die Schraube einer Befestigung ist ausgeleiert und die Bretter werden nicht mehr ausreichend fixiert. Die Bretter werden daher manchmal zu lang und manchmal zu kurz.
    Tauschen Sie dieses Teil aus und die Bretter haben wieder die geplante Länge.
    Wichtig: Es ist noch kein Schaden entstanden.

 

 

Bei Bedarf starten Sie den Kreislauf wieder bei Schritt 1 und definieren die Grenzen neu – meistens können Sie gleich mit Schritt 2 fortfahren und weitere Stichproben messen, eintragen und interpretieren.

Wichtig: Werfen Sie regelmäßig einen Blick auf Ihre Qualitätsregelkarte, nur dann funktioniert dieses Frühwarnsystem.

Viel Erfolg
Valerie Grundnigg

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